Wie entstand Ulrichsbrunn?
Wie kam es zu „Ulrichsbrunn“? Wer wurde hier durch das Quellwasser geheilt?
Die Quelle hier am Reinerkogel beginnenden Weinitzenwald war vermutlich schon lange vor dem 14. Jahrhundert entdeckt worden. Zu Ehren der Verdienste des heiligen Ulrichs um Land und Menschen im 10. Jahrhundert, auch hier im Gebiet der heutigen Steiermark, sprach man angeblich damals bereits vom „Ulrichsbründl“.
Nach der Teilnahme an einem der letzten Kreuzzüge ins Heilige Land am Ende des 13. Jahrhunderts und nach seiner Befreiung aus türkischer Gefangenschaft soll Graf Ulrich von Gösting, leidend an heimtückischen und schwächenden Fieberschüben, heimgekehrt sein. Inmitten einer Jagdgesellschaft suchte er dringendst unter der aufkommender Glut des Fiebers nach einer kühlenden Quelle in besagtem Walde.
Erschöpft ließ sich Graf Ulrich - der Legende nach - im Moos der nahen Quelle nieder, wo er bereits einen sich labenden Hirschen vorfand, welcher danach gestärkt stolzen Hauptes davonsprang. Graf Ulrich labte sich ebenso an diesem Wasser und wurde angeblich von Stund an von Fieber und Leiden befreit. Eine Trennung von Legende und Begebenheit ist oft schwierig. Diese einzubeziehen sei deshalb gestattet, denn jede Legende hinterlässt den Eindruck, dass es so gewesen sein könnte.
Wer begründete Ulrichsbrunn? Wer waren damals die Landbesitzer? Wann errichtete man die erste Holzkapelle und wann die heutige Steinkirche?
Zu Beginn des 14. Jahrhunderts ließ angeblich Graf Ulrich von Gösting nach seiner Heilung ein steinernes Kreuz mit Bild des heiligen Ulrich oberhalb der Quelle errichten.
Nachkommen von Graf Ulrich von Gösting waren auch 1464 durch Bestimmung der damaligen Landesfürsten die Besitzer und Verwalter der Wälder und Ländereien des heutigen Gösting, St.Veit, Stattegg und Andritz geblieben. Dieses wird auch noch 1622 belegt. Als immer mehr Heilungsuchende diesen Ort aufsuchten, baute man zunächst eine hölzerne Kapelle mit einer Schutzhütte vor Unwettern.
In Folge wurde 1689 an Stelle der kleinen hölzernen Kapelle, welche nach Zubauten mehr einer Holzkirche mit Holzturm und zwei Glocken gleich kam, durch maßgebliche Unterstützung von Seyfried von Eggenberg ein steinernes Gotteshaus zu Ehren des heiligen Ulrich neu errichtet. Mithin besteht diese kleine schmucke Ulrichskirche in unser aller „Juwel Ulrichsbrunn“ im Jahre 2014 annähernd 325 Jahre.
Seitdem suchten im Schnitt tausende Besucher jährlich diesen segensreichen und schönen Ort in bewaldeter Umgebung auf. Idyllisch liegt Ulrichsbrunn immer noch sehr versteckt am nordwestlichen Fuße des Reinerkogels.
Keineswegs überlaufen, ist es sogar vielen neuen Bewohnern des heute großen Stadtteils von Graz- Andritz noch unbekannt. Dennoch kommen viele Ältere und Junge jeden Alters, welche genau wissen, warum sie dieses Juwel aufsuchen.
Warum auch hier Ulrichsbrunn?
Nach Ulrichs Heiligsprechung 993 n. Chr., 20 Jahre nach seinem Tod, entstanden hauptsächlich in den damaligen Herzogtümern und Markgrafschaften in den Alpenlanden der ehemaligen Kaiser- und Königreiche, noch Jahrhunderte später ihm zu Ehren Ulrichskirchen, die Ulrichsbrunnen an Quellen und Ortschaften mit seinem Namen. So wurde auch hier die Quelle mit steinernem Kreuz nach der Heilung des Ulrich von Gösting „Ulrichsbrunn“ benannt.
Wodurch wurde aus Ulrichsbrunn allmählich ein Wallfahrtsort?
Als bereits immer mehr erkrankte Menschen, mangels kurzfristig wirksamer Medikamente, an der Quelle Heilung suchten, kamen auch Pilger und Wasserentnehmer von weit her. Wallfahrer zur Ulrichskirche mit Heilquelle begründeten so den Wallfahrtsort „Ulrichsbrunn“, den zu jener Zeit einzigen Wallfahrtsort im Norden der Stadt Graz. Der Bau der Basilika „Maria Trost“ in Graz, heute größter Wallfahrtsort in Graz, wurde erst im 18. Jahrhundert begonnen.