Ulrichsbrunn zu Kriegszeiten
Ulrichsbrunn unter Napoleon in Graz (1809 – 1810)
Im Jahre 1809, vor Einnahme von Graz durch Napoleons Truppen, fanden auch vom Schanzlwirt beim LKH- Graz, den Rosenberg hinauf erbitterte, verlustreiche Kämpfe zwischen Österreichern und Franzosen statt.
Nur zwanzig Gehminuten von Ulrichsbrunn entfernt, am Hang der Schönbrunngasse, Schwarzbauerweg, Kreuzung Quellengasse in Geidorf, hatten die Franzosen besonders hohe Verluste. Das große Kreuz gedenkt heute aller dort am 26. Juni 1809 Gefallenen.
Kampfgeschrei, Kanonendonner und Pulverdampf sind sicherlich in Ulrichsbrunn vernommen und bemerkt worden. An Ulrichsbrunn vorbei zogen sich die Franzosen bis an die Weinzödlbrücke zurück. Nach Schleifung der Festung auf dem Schlossberg, gemäß dem „Friedensvertrag von Schönbrunn“, zogen die Franzosen 1810 aus Graz ab. Im Jahre 1814 wurde das Kircheninventar der Ulrichskirche nach St. Veit ausgelagert, „engländische Munition“ der Franzosen darin vorübergehend deponiert.
Ulrichsbrunn im Ersten Weltkrieg (1914 – 1918)
Im Jahre 1914, im Ersten Weltkrieg, war Pfarrer Josef Berghold Besitzer von Ulrichsbrunn. An seinem Sterbebett bat dieser 1923 den Gründer der Christkönigsgesellschaft, Dr. Metzger, Ulrichsbrunn zu übernehmen. Im ehemaligen Rast- und Rüsthaus, dem alten Teil des heutigen Klosters und Pflegeheimes, wurde ein Schwestern-Noviziatshaus eröffnet. Seelisch Kranke und andere Leidende fanden hier bei den Schwestern Hilfe und Heilung. Wie man heute weiß, fanden in 4 Jahren dieses Krieges etwa 15 Millionen Menschenden Tod. Mit dem Holzkreuz für die Gefallenen am Eingang zu Ulrichsbrunn wird an diese aus Andritz erinnert.
Ulrichsbrunn im Zweiten Weltkrieg (1939 – 1945)
Dann kam das Jahr 1938 und die NS-Diktatur Hitlers, mit dieser die Gestapo. Kloster und Ulrichsbrunn wurden als Volksgut konfisziert, die Schwestern zum Verlassen aufgefordert. Eine von ihnen behielt den Schlüssel der Ulrichskirche, wodurch nach geheimer Vereinbarung sporadisch Gottesdienste durch den St. Veiter Kaplan Alois Käfer ermöglicht wurden.
Während der 57 Bombenangriffe von 1943-1945 auf Graz, flüchteten Hunderte von Schutzsuchenden in Kirche und Grotte. Unter dem Schutz der Mutter Gottes fühlten sie sich sicher. Der Luftdruck einer Bombenkette auf den umgebenden Wald zertrümmerte sämtliche Fenster und Dachziegel der Kirche und hinterließ Risse in den Kirchenwänden.
Nach fast sechs Kriegsjahren, am 9. Mai 1945, war endlich das Ende eines verlorenen Krieges, des teuflischen, menschenverachtenden NS-Regimes, unter Einzug der Roten Armee der Sowjets in Graz. Wie man heute weiß, fanden in 6 Jahren dieses Krieges etwa 75 Millionen Menschen den Tod.
Am großen Kriegerdenkmal in St. Veit wird der Gefallenen und Vermissten auch aus Andritz gedacht. Nach zehn Wochen, am 19. Juli, erfolgte der Abzug der Sowjet-Truppen bis zum Semmering zurück. Britische Besatzungstruppen folgten. Die verstreuten Schwestern der Christkönigsgesellschaft kamen zurück und versahen nach Entsorgung von verschlissenen Russenmänteln und hinterlassener Munition wieder ihren segensreichen Dienst am notleidenden Menschen.